Lesezeichen: Seelische Gesundheit im Leistungssport – weil sich Sport und Psyche nicht voneinander trennen lassen!

„Seelische Gesundheit im Leistungssport“, ein Themenbereich, von dem man denken könnte er werde durch die Psychologie bereits umfassend abgedeckt. Doch weit gefehlt, betrachtet man die Zahlen psychischer Erkrankungen, wie sie auch im Leistungssport zu finden sind. Dass der Sport als solcher lediglich ein Abbild der Gesellschaft darstellt und Menschen auch unter dessen Extrembedingungen nicht vor psychischen Erkrankungen gefeit sind, darauf weisen die Autoren Dr. med. M.A. phil. Valentin Z. Markser und Prof. Dr. med. Karl-Jürgen Bär in ihrem Fachbuch zum Thema hin.
„Seelische Gesundheit im Leistungssport. Grundlagen und Praxis der Sportpsychiatrie“ klärt dabei auf rund 200 Seiten und in 15 Kapiteln über Studienlage, Inhalte, Relevanz und Entwicklung der Sportpsychiatrie auf.

Während Sportpsychologen und Mentaltrainer ihren Fokus vor allem auf die Leistungsoptimierung der Athleten legen, postulieren die Autoren, dass die Betrachtung potentieller psychischer Erkrankungen als Aufgabengebiet der Sportpsychiatrie weit mehr Beachtung als bisher finden sollte.

Ebenso kritisieren Markser und Bär, dass weder der „Mentaltrainer“, noch der „sportpsychologische Experte“ ein geschütztes Berufsfeld beschreibt. Dabei ist der Grad zwischen Leistungsoptimierung und dem Bekanntwerden einer psychischen Erkrankung oft schmal, Athleten öffnen sich jedoch im Zuge von Einzelcoachings und in Gesprächen mit jenen Vertrauenspersonen. Neben der Möglichkeit, betroffene Sportler an entsprechende Experten zu verweisen, sollten laut den Autoren auch die derzeitigen Ausbildungen noch mehr über Symptome, Diagnose und Prävention psychischer Erkrankungen aufklären.

Weil das Leben auch im Sport nicht Halt macht
Schließlich hört das Leben beim Sport nicht auf, wie auch ich feststellen muss, wenn ich in meiner täglichen Praxis mit Athleten arbeite. Dann, wenn sie sich von familiären, finanziellen oder zwischenmenschlichen Sorgen belastet fühlen. Aber auch, wenn affektive Störungen wie die Depression, oder sportspezifische Essstörungen Leistungseinbußen nach sich ziehen – wenn es um psychische Erkrankungen geht braucht es im Leben wie im Sport ganz allgemein weniger Stigmatisierung und mehr Aufklärung.


Prädikat lesenswert
„Seelische Gesundheit im Leistungssport“ kann meiner Meinung nach als Fachbuch im Bereich der Sportpsychiatrie absolut empfohlen werden, zumal es wissenschaftlich fundierte und vielseitige Einblicke in das Feld der Sportpsychiatrie gewährt. Angefangen von den neurobiologischen und neuroanatomischen Grundlagen – vom limbischen System bis zur psychoneuronalen Stressverarbeitung – über Ursachen, Symptome und Diagnostik von psychischen Erkrankungen bis hin zu sportspezifischen Krankheitsbildern, Phänomenen und Psychodynamiken von Athleten.
Das Buch bietet einen äußerst abwechslungsreichen Mix aus wissenschaftlichem Know-How über Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie und die beiden Autoren schaffen es zudem, eine fundierte Brücke in Richtung Sport und Leistungssport zu bauen. Dann, wenn sie sowohl über sportspezifische Krankheitsbilder wie die Sportsucht, die Sport-Bulimie und die Sport-Anorexie, als auch über den empfohlenen Umgang mit Gewalt im Wettkampf- und Trainingsbereich, überehrgeizigen Eltern, Misserfolgen, sowie Präventionsmaßnahmen aufklären.

Fazit: 
Als ausgebildete klinische Psychologin und Sportpsychologin muss ich sagen, dass mir die Botschaft des Buches, den Sport nicht als jenseits, sondern vielmehr als mitten im Leben – als gesellschaftliches Abbild mit allen Chancen und Risiken – zu sehen sehr gut gefällt. Als Chance kann der Sport denke ich vor allem dahingehend genutzt werden, um die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen aufzuheben und der Gesellschaft gleichzeitig ein realistisches, menschlicheres Bild von jenen zu transportieren, die zwar Höchstleistungen vollbringen, jedoch auch dabei Schwäche zeigen und zulassen dürfen. Sportpsychologen, und dazu zähle ich mich ebenfalls, sollten ihren Fokus einerseits auf die Leistungsoptimierung, andererseits jedoch auch auf potentielle Risiken psychischer Erkrankungen legen. Vom regen Austausch mit meinen Berufskollegen weiß ich, dass dies bereits getan wird. Die Stigmatisierung hört jedoch auch im Sport und oftmals vor allem dort nicht auf, wo Höchstleistungen an erster Stelle stehen.
Offen bleibt für mich daher die Frage, ob der aktuelle Umgang auf dem Gebiet psychischer Erkrankungen nicht ein generelles Problemthema unserer Leistungsgesellschaft darstellt. Die, die nämlich auch dann noch leistet, wenn am Ende des Wettkampfs weder Pokal noch Siegertreppchen warten.
Neben der Tatsache, dass Fachpersonal entsprechend ausgebildet werden sollte, um auch in der glorreichen Sportwelt Störungsbilder frühzeitig erkennen zu können, sehe ich die allgemeine Aufklärung daher als umso wichtigeren Schritt in Richtung einer sinnvollen Anwendung der modernen Sportpsychiatrie.
Herzlichen Dank an den Schattauer Verlag Klett Cotta für die Zusendung dieses empfehlenswerten Buches!

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Über mich
Als Psychologin arbeite ich in den Bereichen der Sport- und der Arbeitspsychologie. Zudem befinde ich mich in Ausbildung zur klinischen Psychologin unter Supervision. Meine psychologische Praxis befindet sich in Tirols Hauptstadt Innsbruck, wobei ich auch als „mobile Psychologin“ österreich- und deutschlandweit unterwegs bin. In meiner psychologischen Arbeit setze ich mich vermehrt mit dem Gebrauch digitaler und sozialer Medien auseinander und schenke auch der modernen Kommunikation zunehmend Beachtung. Ganz abgesehen von den Bildschirmen, die sich um uns befinden bin ich auch sehr gerne von „realen“ Menschen umgeben und würde mich selbst als kommunikativ und offen bezeichnen. Als Psychologin schreibe ich über meine Gedanken, verfasse psychologische (Audio-)Blogs für diverse Portale, gebe Literaturempfehlungen in Form meiner Lesezeichen  und freue mich über Rückmeldungen zu meinen geschriebenen Worten.

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