Vor kurzem hatte ich die tolle Gelegenheit, einer Freundin meiner Schwester bei ihrer Defensio zuzuhören. Sie verteidigte ihre Arbeit zu Orten und Nicht-Orten, auf die die Wissenschaft schon vor den Arbeiten von Marc Augé Bezug nahm. Der französische Anthropologe und Kulturtheoretiker ist wohl dennoch der bekannteste Vertreter der These, dass es Orte mit und Orte ohne Identität gibt.
Letztere lassen sich als sogenannte Nicht-Orte beschreiben, die einfach formuliert keine vertrauten vier Wände darstellen, sondern lediglich einem Zweck als Ort dienen. Flughäfen, Zugbahnhöfe oder Parkplätze versteht Augé dabei als diese Nicht-Orte. „Der Raum des Nicht-Ortes schafft keine besondere Identität und keine besondere Relation, sondern Einsamkeit und Ähnlichkeit“, beschreibt er 1994 in seinem Werk „Orte und Nicht-Orte. Vorüberlegungen zu einer Ethnologie der Einsamkeit. (S. Fischer, Frankfurt 1994).
Bei ihrer beeindruckenden Rede sprach Nina auch von Netzwerken, die sich virtuell übereinanderlegen und so einen Nicht-Ort ausmachen können. Und in diesem Moment fragte ich mich unweigerlich, ob jene Nicht-Orte durch die digitale Moderne allgegenwärtig werden? Ob die „Generation indoor“, die den Großteil ihrer Zeit innerhalb von Orten – meist der eigenen vier Wände – verbringt. sich durch ihren Eintritt in soziale Netzwerke stets auch an Nicht-Orten befindet? Sind wir nicht trotz unserer Nutzernamen und aufgemotzten Profilseiten in den virtuellen Räumen identitätslos? Handelt es sich bei unserem Online-Ich nicht um Persönlichkeiten ohne wirkliche Persönlichkeit, die ebenfalls alleine deshalb bestehen, um einen Nutzen zu erfüllen. Sei es der, besser zu sein als in der Realität. Sei es jener, Eigenschaften zu präsentieren, die in Wirklichkeit nicht mit der realen Person in Verbindung gebracht werden würden. Dann, wenn sich dieselbe Person an einem Ort im wahren Leben und nicht in den virtuellen Tiefen eines Nicht-Ortes befindet…
Über mich
Als Psychologin arbeite ich in den Bereichen der Sport- und der Arbeitspsychologie. Zudem befinde ich mich in Ausbildung zur klinischen Psychologin unter Supervision. Meine psychologische Praxis befindet sich in Tirols Hauptstadt Innsbruck, wobei ich auch als „mobile Psychologin“ österreich- und deutschlandweit unterwegs bin. In meiner psychologischen Arbeit setze ich mich vermehrt mit dem Gebrauch digitaler und sozialer Medien auseinander und schenke auch der modernen Kommunikation zunehmend Beachtung. Ganz abgesehen von den Bildschirmen, die sich um uns befinden bin ich auch sehr gerne von „realen“ Menschen umgeben und würde mich selbst als kommunikativ und offen bezeichnen. Als Psychologin schreibe ich über meine Gedanken, verfasse sportpsychologische Blogs für diverse Portale, gebe Literaturempfehlungen in Form meiner Lesezeichen und freue mich über Rückmeldungen zu meinen geschriebenen Worten.
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