Am heimischen Apfelbaum war ich zwar stets am schnellsten ganz oben, doch dass ich mich jemals in einen Klettersteig wagen werde, habe ich vor wenigen Wochen noch nicht gedacht. Da es für mich persönlich jedoch wichtig ist, mich immer wieder neuen (sportlichen) Herausforderungen zu stellen, um auch in der Beratung meiner AthletInnen inspiriert zu bleiben, schnallte ich mir meinen Klettergurt um und stieg in die Wand…
Hoch hinauf ging es dabei schon zu Beginn, vor allem aber war der Einstieg des Klettersteigs eine leicht überhängende Wand. Nach wenigen Metern fragte mich mein Freund, der zu meiner Beruhigung hinter mir geklettert war, ob ich denn „Ameisen in den Beinen hätte“. Ich wusste sofort was er meint. Meine Muskeln strengten sich enorm an, um mich die ersten Meter in die Wand zu stemmen. Dies führte zu Zitterkrämpfen in meinen Waden, von denen ich mich jedoch nicht abbringen lassen wollte. Fokus voraus, dachte ich mir und kletterte Schritt für Schritt weiter nach oben.
Nach wenigen Minuten hatte ich mich an die Anstrengungen gewöhnt und auch die Ameisen wurden weniger. Hinunter sehen konnte ich nach wie vor nicht sehr lange, zumal es ja stetig nach oben ging. Der Wald unter uns entfernte sich immer mehr und die Bäume wurden kleiner und kleiner. Blick nach oben lautete fortan also die Devise.
Während des steilen, überhängenden und schroffen Steiges konzentrierte ich mich hauptsächlich auf meine Handgriffe. Immer doppelt sichern, einen Karabiner nach dem anderen umhängen, die Kraft aus den Beinen stemmen (schließlich heißt es ja „Klettersteig, nicht Kletter-Zieh“, wurde mir als Eselsbrücke gesagt :))
Zur Arbeit mit den Armen bekam ich ebenfalls hilfreiche Tipps. Je weiter ich mich ins Seil stemmte, um meine Arme während dem Steigen auszustrecken, desto weniger Kraft benötigte ich. Mit ein paar dieser Klettersteig-Strategien kam ich schließlich oben an. Nach unten gesehen habe ich zwischenzeitlich übrigens schon, nie sehr lange und doch konnte ich mich so immer mehr an die steigende Höhe gewöhnen.
Was es also heißt, in einer steilen Wand zu hängen und sich mit eigener Muskelkraft Meter für Meter ans Ziel zu arbeiten durfte ich erfahren. Welche mentalen Herausforderungen der Klettersport mit sich bringt wurde mir bereits bei meinen Erfahrungen in der Halle klar! Und so viel steht fest: Wie so oft hat die Konzentration oberste Priorität. Dabei den Fokus zu behalten ist vor allem im Steig wichtig. Steinschlag und andere Ablenkungen können die Konzentration ins Wanken bringen, doch mit dem Ziel vor Augen fällt auch der Weg um vieles leichter.
Nichts desto trotz – oben angekommen war ich sehr froh, den Weg geschafft und mein erstes Klettersteig Ziel erreicht zu haben! Für alle, die eine solche Erfahrung ebenfalls reizt, habe ich einige (mentale) Tipps parat:
Sportpsychologische Tipps für den Einsteig in den Klettersteig!
1. Konzentration auf das Jetzt
So ein Klettersteig eignet sich unheimlich gut, um sich in Achtsamkeit zu üben. Das bedeutet, ständig im gegenwärtigen Moment zu sein. Darum geht es, wenn der Mensch sich wie in dieser Sportart der unbesiegbaren Natur stellt. Also, Konzentration steht an erster Stelle!
2. In Begleitung in den Steig
Ich war sehr froh, zwei erfahrene Kletterer an meiner Seite zu haben, als ich das erste Mal in den Steig stieg. Dies würde ich auch anderen Klettersteig-Anfängern empfehlen. Vor allem zwischen zwei bekannten Gesichtern zu klettern beruhigt ungemein.
3. Blick voraus!
Wie schon beschrieben ist die zunehmende vor allem zu Beginn eine Herausforderung. Daher empfehle ich den Blick zu Beginn nach oben oder nach vorne zu richten und es erstmal zu vermeiden ständig zurück zu blicken.
4. Grenzen kennen und Pausen einlegen!
Es empfiehlt sich, den ersten Klettersteig mit einem erfahrenen Kletterer zu besprechen, um die Anforderungen je nach körperlicher und geistiger Fitness auch sicher schaffen zu können. Zwischenzeitliche Pausen an leichteren Passagen im Steig eignen sich ebenfalls, um der körperlichen und damit auch der mentalen Ermüdung vorbeugen zu können.
Über mich
Ursprünglich aus dem Pferdesport kommend, habe ich bereits früh meine Leidenschaft für die Sportsychologie und das mentale Training entdeckt. Nach meinem Studium der Psychologie habe ich mich daher für eine Spezialisierung im Bereich Sportpsychologie entschieden. Als aktive Springreiterin und Marathonläuferin weiß ich, wie wichtig ein klarer Kopf, starke Nerven und ein ausgeglichenes Wesen beim Sport sind. Alle weiteren (mentalen) Themen, die ich im Sport als wichtig erachte, präsentiere ich euch jede Woche in meiner Kolumne.
Solltet ihr noch Fragen zu meiner Person oder meinen Leistungen haben, könnt ihr mich gerne unter johanna@mentalsportsconsulting.com kontaktieren! Ich freue mich auch über euren Besuch auf meiner Webseite und auf meinen Social Media Kanälen!
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