Reisen ohne anzukommen?

Reisen ist uns wichtiger denn je. Mehr noch als uns jedes Jahr zur Urlaubszeit das Fernweh zu packen scheint, zieht es uns nach diesen coronageplagten Monaten in die Welt. Zumindest dorthin, wo es uns eben möglich ist. Um anhand von wiederaufkeimenden Flugreisen, kilometerlangen Staus auf Auto- und Menschenschlangen vor Bergbahnen den Eindruck zu bestätigen:

Reisen wir, ohne anzukommen? © Tim Samuel | pexels

Wir müssen wieder raus. Raus aus dem Alltäglichen, raus aus dem Trott, raus aus jeglicher Gewohnheit. Um uns von letzterer wie gewohnt einholen zu lassen. Am Meer, am Berg, im Campingbus. Dann, wenn wir reisen, um dabei unsere Handys zu zücken und inflationär zu dokumentieren. Das, was wir uns in unserer Smartphone Bildergalerie kaum mehr ansehen werden. Weil jene Erinnerungen nicht für uns bestimmt sein sollen. Zumindest nicht vorrangig. Hauptsache geknipst, gewohnheitsmäßig gepostet. Schließlich soll vor allem der virtuellen Community nicht entgehen, dass wir wieder unterwegs sind. Dem Trott vermeintlich entkommen, den Alltag zuhause lassen. Gewohnheiten durchbrechen? Wohl nicht. Wenn das erste WLAN auch den raschen E-mail-Check von unterwegs bedeutet. Die schnellste Netzverbindung, die an Grenzübergängen verloren geglaubten Whatsapp mit sich bringt. Weil sharen, posten und liken wichtiger zu sein scheint, als zu sehen, zu staunen, vorzufreuen. Im alltäglichen Trott, zuhause wie unterwegs. Weil unterwegs gleichermaßen zuhause zu werden scheint, wenn wir uns stets vernetzen können. Doch ist nicht, wer überall zuhause ist, gleich nirgendwo daheim? Und sollte es nicht wichtiger werden, das Ankommen zu erkennen, als der ständigen Reise hinterherzujagen? 

Über mich

Als Psychologin arbeite ich in den Bereichen der Klinischen, Sport- und der Arbeitspsychologie. Meine psychologische Praxis befindet sich in Tirols Hauptstadt Innsbruck. In meiner psychologischen Arbeit setze ich mich vermehrt mit dem Gebrauch digitaler und sozialer Medien auseinander und schenke auch der modernen Kommunikation zunehmend Beachtung. Ganz abgesehen von den Bildschirmen, die sich um uns befinden bin ich auch sehr gerne von „realen“ Menschen umgeben und kann mich selbst als kommunikativ und offen bezeichnen. Als Psychologin schreibe ich über meine Gedanken, verfasse psychologische (Audio-)Blogs für diverse Portale, gebe Literaturempfehlungen und freue mich über Rückmeldungen zu meinen geschriebenen Worten. Solltet ihr noch Fragen zu meiner Person oder meinen Leistungen haben, könnt ihr mich gerne unter johanna@constantini.at kontaktieren! Ich freue mich auch über euren Besuch auf meiner Webseite und auf meinen Social Media Kanälen!