Einblicke in Abseits 2 zum Weltalzheimertag

Rund 130.000 Betroffene in Österreich, Tendenz stark steigend. Mehr als 50 verschiedene Formen und Belastungen, die ihresgleichen suchen. Pflegende, die sich aufopfernd um Erkrankte kümmern.

Am Fussballrasen … wo sollten wir anders sein © privat, Bild aus Abseits 2

Betroffene, denen eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aufgrund verschiedenster Faktoren nicht mehr möglich ist. Kaum eine Krankheit – nicht umsonst als Familienkrankheit beschrieben – birgt so viele verschiedene Facetten an Herausforderungen. Als Familie versuchen wireit nunmehr vielen Jahren Einblicke in unsere Wege, Entscheidungen, Herausforderungen und Chancen zu geben. In meinem zweiten Buch Abseits 2 – von Lern- und Verlernerfahrungen beschreibe ich daher Wege, die wir nach Erhalt der Diagnose gegangen sind, Erfahrungen die wir dabei gemacht haben und ziehe Parallelen zum Aufwachsen meiner erstgeborenen Tochter. Abseits 2 erscheint am 12. Oktober 2023 im Seifertverlag. Am heutigen Weltalzheimertag möchte ich erste Einblicke aus dem Kapitel „Schnuppertage“ gewähren…

„Wenige Wochen nach jenem Tag im Klinikgarten fand ich mich nämlich seit langer Zeit wieder in einem Pflegeheim ein. Dort war ich zuletzt gewesen, nachdem meine Oma im Jahr 2014, genauer gesagt am 21. 02. 2014, verstorben und wir als Familie Constantini nochmals auf der Station gewesen waren, auf der sie damals die letzten drei Jahre ihres Lebens verbracht hatte. Nun führte mich mein Weg an einem heißen Tag im August 2020 erneut in ein solches Heim. Gemeinsam mit Frida, die mir gerade in meinem Tragetuch eingeschlafen war, wartete ich auf den Heimleiter. Er war gleichzeitig der Koordinator eines speziellen Tagesprogramms für Menschen mit Demenz, über das ich mich an jenem Tag informieren wollte. Papa war in den vergangenen Monaten zunehmend auf unsere Hilfe angewiesen gewesen. Durch den berechtigten Verlust seines Führerscheins nach dem Autounfall fuhren fast ausschließlich wir mit ihm gemeinsam los. Auch zu Hause wollten wir ihn nicht mehr allzu lange alleine lassen. Zu groß war unsere Unsicherheit, was seine Handhabung diverser Küchengeräte, nicht zuletzt des Herdes, anging.“(…)

„Zwar wollte ich mir neben jenen Erläuterungen zu dem inhaltlichen Programm nur allzu gerne einen Eindruck von den Teilnehmern, der Stimmung und dem Betreuerteam machen, doch Corona und die Gefahr einer Ansteckung für die Teilnehmer verhinderten dies. „Schade“, dachte ich, als ich mich mit Frida und in der Hoffnung, Papa würde sich zu einem „Schnuppertag“ überreden lassen, von der Unterredung mit dem Koordinator wieder auf den Weg nach Hause machte.“ (…)

Papa ließ sich schließlich einige Tage nach meinem ersten Vorfühlen dazu überreden, sich das Tagesprogramm anzusehen, und so fuhren wir – natürlich erneut mit Frida im Gepäck noch im selben Monat in das Heim am Ende des Tiroler Stubaitals. Braucht´s ihr an Trainer, oder?“, hatte er noch schlagfertig gefragt, kurz bevor sich Frida und ich nach einem kurzen Hallo aus dieser lediglich aus Frauen bestehenden Gruppe zurückgezogen hatten…“



Über mich

© Christian Ender

Als Psychologin arbeite ich in den Bereichen der Klinischen, Sport- und der Arbeitspsychologie. Meine psychologische Praxis befindet sich in Tirols Hauptstadt Innsbruck. In meiner psychologischen Arbeit setze ich mich vermehrt mit dem Gebrauch digitaler und sozialer Medien auseinander und schenke modernen Kommunikationstechnologien große Beachtung. Dem Thema Demenz widme ich mich nicht zuletzt aufgrund persönlicher Betroffenheit als Angehörige. Solltet ihr noch Fragen zu meiner Person oder meinen Leistungen haben, kontaktiert mich gerne!