Ein Ende den digitalen Zeigefingern

Bewertung ist lebensnotwendig. Um Gefahren zu eruieren, um einander näher kommen zu können, um Leben zu erhalten und zu fördern. Seit jeher ermöglicht uns Menschen die Fähigkeit zur Bewertung von Personen und Situationen Erfahrungen, um unser aller Leben möglichst optimal zu gestalten. Wer meint es gut mit mir? Was enttäuschte mich zuletzt und wen sollte ich meiden, um meine Lebensenergien möglichst effizient einsetzen zu können? Um nichts davon zu verschwenden, fordert dies Leben doch tagein tagaus genügend an Energie. 

Schluß mit den übermäßigen Zeigefingern in virtuellen Räumen © pexels

Bewertung ist lebensnotwendig, seit jeher. Und doch scheint es, als würden die Bewertungen Überhand nehmen. Nicht zuletzt aufgrund der unmittelbaren Möglichkeiten dazu.  
Kaum ist der Paketdienst aus dem Türstock gesprungen, wird bereits online nach Kundenzufriedenheit gefragt. Gerade erst wird das laut den Bewertungen günstigste und dabei kundenfreundlichste Geschäft verlassen, wartet der Bewertungsbutton bereits beinahe drohend auf dem Weg in die Fußgängerzone. Und wehe, dorthin verirrt sich ein zweispuriges Fahrzeug. Die Bewertung der Passantenfreundlichkeit lässt bestimmt nicht lange auf sich warten. Um möglichst präzise auf einer der großen Plattformen kundtun zu können, was an jenem Ort so richtig schiefläuft. Plattformen, die neben der Bewertung von Orten gar die von Personen, von eigenen Mitmenschen zulassen. In denen sich all unsere Lebenswelten positioniert haben möchten. Stets in der Hoffnung auf allerbeste Kommentare und die vernichtenden Postings fürchtend. 

Bewertung ist lebensnotwendig, wenn sie wie so vieles mit Maß und Ziel zum Einsatz kommt. Wird sie jedoch zum erhobenen Zeigefinger einer Gesellschaft, die ihre Mitmenschen mit nur einem Klick an den virtuellen Pranger zu stellen vermag, so kostet Bewertung weit mehr Energien als sie spenden könnte. Und zwar für Sender und Empfänger. 

Weils sich nämlich Ärger breitmacht. Aus Ärger was zu jenem digitalen Fingerzeig geführt und darüber, was selbiger verursacht hat führt sie letzten Endes zu analog geballten Fäusten und vergebener Lebensenergie. 

Über mich

Als Psychologin arbeite ich in den Bereichen der Klinischen, Sport- und der Arbeitspsychologie. Meine psychologische Praxis befindet sich in Tirols Hauptstadt Innsbruck. In meiner psychologischen Arbeit setze ich mich vermehrt mit dem Gebrauch digitaler und sozialer Medien auseinander und schenke auch der modernen Kommunikation zunehmend Beachtung. Ganz abgesehen von den Bildschirmen, die sich um uns befinden bin ich auch sehr gerne von „realen“ Menschen umgeben und kann mich selbst als kommunikativ und offen bezeichnen. Als Psychologin schreibe ich über meine Gedanken, verfasse psychologische (Audio-)Blogs für diverse Portale, gebe Literaturempfehlungen und freue mich über Rückmeldungen zu meinen geschriebenen Worten. Solltet ihr noch Fragen zu meiner Person oder meinen Leistungen haben, könnt ihr mich gerne unter johanna@constantini.at kontaktieren! Ich freue mich auch über euren Besuch auf meiner Webseite und auf meinen Social Media Kanälen!